Dienstag, 6. August 2013

Ausschnitt aus "Andania und die Sklavinnen - Band 4"

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"Theia ließ sich nicht trösten, zitternd und schluchzend hockte sie auf der Kante der Bretterbank und erregte das Missfallen des Menschenhändlers, der kam, um die Mädchen von Bord zu bringen. „Dachte ich es mir doch, dass ein Haken dabei ist! So preiswert wie ihr gewesen seid, könnt ihr nicht gesund sein“, knurrte er. Mit festem Griff schob er den Kopf der Zusammengesunken an den Haaren nach hinten, damit er Theias Gesicht sehen konnte. Aufmerksam beäugte er das verheulte Antlitz, sah mit Freude, dass die rotverweinten Augen nicht zu fiebern schienen und grinste erleichtert, wobei seine vorstehende Unterlippe eine Reihe spitzer Mäusezähnchen freilegte. „Ach so, die Dame ziert sich... Ehe du dich versiehst, gebe ich dir Grund zum Heulen! Glaube mir Herzchen, du schadest dir nur selbst, wenn du dich hässlich machst. Dabei bist du doch ein schönes Kind und eine Menge wert.“ „Was gedenkst du an uns zu verdienen? Vier Rinder oder noch mehr Bronzekessel?“, schaltete sich Hagnagora feindselig ein. Die Unterlippe kicherte stillvergnügt: „Woher kommt ihr eigentlich, vom Mond? Hier wird in Minen und Drachmen bezahlt. Wer dich reden hört, könnte glauben, du gehörtest den Lakedämoniern.“ „Ganz bestimmt nicht!“, versicherte Hagnagora, „wir sind Messenierinnen, aber deshalb längst nicht spartanisches Eigentum.“ „Das will ich auch schwer hoffen, dass ihr nicht aus Lakedämon sondern von Messeniern in Italien seid, ansonsten nämlich hätten mich die Korinther geprellt“, nuschelte die Unterlippe und setzt zur eigenen Beruhigung hinzu: „Das können die sich gegenüber den Spartanern gar nicht erlauben...“ Besänftigt wandte er sich wieder an Theia: „Ein ansehnliches Mädchen, und noch dazu eine Jungfrau, hat hier allerbeste Aussichten, in einen reichen Haushalt zu kommen. Ein Hungerleider bringt den Preis nicht auf! Sieh also zu, dass du nicht an Wert verlierst und als jammernde Zicke an einen Trunkenbold verscherbelt wirst. Ich kann sehr ungemütlich werden, wenn man mich ärgert. Hast du es mit mir verscherzt, lasse ich dich in einer Spelunke verschwinden, wo jeder nach dir grabscht! Da magst du dann flennen und keinen stört es.“ Theia heulte laut auf, woraufhin der Sklavenhändler eine drohende Handbewegung machte und sich zunächst um die anderen »Menschenfüße« kümmerte, die er den Athenern anbieten wollte."

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