Montag, 18. November 2013

Bahnfahrt mit Dr. Jekyll und Mr. Hyde

Vor einiger Zeit tauchte im Autorenforum die Frage auf, wie lange jeder zum Schreiben seiner Bücher gebraucht hat. Nun, am historischen Roman "Aber Andania liegt anderswo" saß ich geschätzte zwei Jahrzehnte, unterbrochen von oft jahrelangen Pausen, weil mich die tägliche redaktionelle Arbeit für ein Wochenblatt "verschluckte". Den Krimi "Teile Er" bzw. "Teile Sie" schrieb ich in nur 10 Tagen, denn endlich hatte ich Zeit. Normalerweise brauche ich nicht lange, denn wenn es läuft, dann läuft es eben. Das einzige Hinderniss ist dann mein alter Laptop, auf dem die Buchstabenerkennung auf der Tastatur wie weggewischt erscheint, das heiß "e" oder "a" sind nur nicht mehr da, aber ich finde sie, weil ich weiß, wo sie liegen. Mehr Probleme macht das "s", das manchmal streikt.
Die meiste Schuld an schludrigen Fehlen trifft aber mich selbst, denn ich tippe schneller als der Kasten will. Manchmal kommt es mir vor, als verschlucke er einige Worte dazwischen. Ehe jetzt Mitleid ausbricht, bekenne ich, dass ich einen neuen Laptop habe, der auf die Taufe durch mich wartet. Aber ich hänge so an meinem alten Teil, dass ich Zeit brauche, um mich dem neuen Gerät zuzuwenden.
Das mit der Kriminalgeschichte in 10 Tagen hat bei einigen Kollegen bestimmt Stirnrunzeln hervorgerufen, auch wenn sie es mir nicht so direkt sagen, nur posten: "Das geht doch gar nicht, oder?". Doch! Jetzt habe ich den Beweis: Auf der Bahnfahrt von Mannheim nach Berlin kam der Schaffner ins Abteil und schenkte mir das Büchlein "Dr. Jekyll und Mr. Hyde" von Robert Louis Stevenson. Im Nachwort von Dieter Hamblock las ich, dass der Autor "The Strange Case" in nur drei Tagen schrieb. Die erste Version hat er nach heftiger Kritik seiner Frau verbrannt, für die zweite Fassung benötigte Stevenson wieder nur drei Tage. Die Geschichte wurde ein ungeheurer Erfolg. Nun, auch ich bin schnell, wenn ich nicht abgelenkt werde. Fehlt nur noch der Erfolg meiner kafkaesken Bemühungen.
Am 20. Oktober begann ich mit der Materialsammlung für eine Weihnachtgeschichte, die gestern fertig wurde und der Veröffentlichung harrt, wenn Korrektur gelesen ist (Meine Freundin Hiltrud Kober übernimmt das, wofür ich mich sehr bedanke). Es handelt sich um ein Sachbuch in eingängiger Sprache und es geht dabei um Engel! Da fällt mir ein: Mit dem Jünger Johannes will ich mich ganz bestimmt nicht messen, denn der schrieb nach eigenem Bekunden seinen in der Bibel stehenden Text dank himmlischer Hilfe in nur einer Stunde.
Parallel habe ich eine wirklich gute Kurzgeschichte über einen zehnjährigen Jungen im Fadenkreuz der Genforschung begonnen. Die Geschichte beginnt auf einer Insel bei Bacharach im Rhein, auf die ich bei einer Geburtstagsfeier (von unserem Freund Fritz Wunderlich) aufmerksam wurde. Lasst euch überraschen, sie wächst und gedeiht, falls ich nicht wieder eine Pause einlege ...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen