Das Züri-Fäscht

Zwei Tage in der Schweiz liegen hinter mir. Im Alten Botanischen Garten in Zürich feiern sie gerade eine ganze Woche lang ein Literaturfestival. "Der schmucke Park mitten in der City wird gerne vergessen. Dabei ist der 1837 auf einem alten Bollwerk errichtete Garten ein Kleinod, eine zauberhafte Oase der Ruhe...", schreibt die "Züritipp"-Redaktion.
In der Innenstadt tobt das Züri-Fäscht, das größte Stadtfest in der Schweiz mit Soundtüftlern, Artisten, Openair-Musik, Volkstänzen und Kulinarischem aus aller Welt, Freestyle-Show und Street-Bikern. Am schönen Zürichsee können Flugprogramm, Wasserspringen und Amphibienfahrzeuge bestaunt werden, Buden und Bahnen sind überall, nicht zu vergessen das Feuerwerk. Zwei Millionen BesucherInnen, muss ich mehr sagen?
Zurück zum Park mit dem Literaturfest und seinen hochkarätigen Lesungen. "Der Russe ist einer, der Birken liebt", lässt da zum Beispiel Olga Grjasnowa die Bücherfans wissen, Dorothee Elmiger lädt "Waghalsige" ein und der Büchner-Preisträger Wilhelm Genazino liest natürlich Humorvolles. Aus Deutschland ist Roger Willemsen mit seinen Reiseerzählungen dabei.
"Shoppen kannst du hier nur mit unlimitierter Kreditkarte", sagt der nette Betreiber vom Hotel X-TRA, das uns zwischen Limmatplatz und Ausstellungsstraße gemütlich bettet. Am Computer neben dem Tresen schaue ich mir im Internet die Verkaufszahlen meiner Bücher an und beschließe, dass ich mir die Kurzstrecke in der Tram, zwei Stationen für 2,60 Franken, gerade noch leisten kann.
Von der Straßenbahn aus sehe ich In-Räder mit extrem dünnen Reifen und einen Musikladen mit Instrumenten, über dem geschrieben steht: "So billig wie im Euroland, aber bessere Qualität". Ich kaufe eine reduzierte Jacke, klaube das Preisschild ab, weil ich sehen will, wie viele Franken sie zuvor gekostet hat, zum meinem Erstaunen kommt darunter ein wesentlich günstigerer Europreis zum Vorschein. Da kann ich mich wirklich nur mit dem umwerfenden Kulturangebot trösten.