Donnerstag, 2. Mai 2013

Geschichtenerzählerin


Als ich heute nach dem Wohlergehen meines „Kindle“ schaute, staunte ich nicht schlecht. Das Romankind unter dem Familiennamen „Andania“, das ich 20 Jahre gehegt und gepflegt, manchmal vergessen und dann wieder gefüttert habe, ist erwachsen geworden und geht seine eigenen Wege. Nach einigen erst jüngst vorgenommenen Schönheitskorrekturen präsentiert sich das „Kindle-eBook“, welches bei Amazon Quartier bezogen hat, in anderen Kreisen als gedacht. Das gute Stück, das über 760 Seiten hat, nennt sich in voller Länge „Aber Andania liegt anderswo“ und macht sich doch tatsächlich unter den „Fachbüchern“ breit:

Nr. 1 im Kindle-Shop > eBooks > Fachbücher > Geschichtswissenschaft > Altertum > Griechenland.
Nr. 3 Kindle-Shop > eBooks > Politik & Geschichte > Epochen > klassische Antike > Griechenland.
Nr. 54 in Bücher > Fachbücher > Geschichtswissenschaft > Altertum > Griechenland.
Das alles klingt super, nur ist das eine Nische, die von der Leserschaft wohl nicht gerade mit Vorliebe aufgesucht wird, wenn sie fantasievolle Romane verschlingen will.

Wie ich schon geschrieben habe, hat der Sammelband fünf kleine Geschwister bekommen. Ich habe sie mit den Kosenamen „Serie“ und „Belletristik“ versehen und ihnen Attribute wie „Freiheitskämpfer, Abenteuer, Antike und Helden“ als Schlagwörter zugeordnet. Aber auch da, oh Wunder, taucht Band 1 „Andania und der Gefangene“ in folgenden Rubriken auf:
Nr. 2 Kindle-Shop > eBooks > Politik & Geschichte > Epochen > klassische Antike > Griechenland.
Nr. 12 Bücher > Fachbücher > Geschichtswissenschaft > Altertum > Griechenland.
Nr. 63 in Bücher > Politik & Geschichte > Epochen > klassische Antike > Griechenland.

Ja, die alten Griechen, die haben es in sich, die sind nicht immer ganz einfach, was schon Professor Franz Kiechle feststellte, als er seine „Messenische Studien“ betrieb und dabei einen vergessenen Aufstand der Messenier gegen die Spartaner entdeckte. Vielleicht tragen ja auch mein Sammelband und die Einzelbände rund um die Ansiedlung Andania etwas dazu bei, dass das Geschehen zur Zeit der Schlacht bei Marathon nicht weiterhin verschwiegen wird.
Bei aller Liebe ist das Werk aber ganz bestimmt kein Geschichts- oder Fachbuch sondern nicht mehr und nicht weniger als ein historischer Roman, in dem Aristomenes, der Messenier, seinen nie endenden Kampf um die Freiheit führt. Parallelen zur Gegenwart sind so gewollt, denn alles wiederholt sich, gerät zum ewiger Kreislauf, bei dem es nur darum geht, aus Fehlern der Vergangenheit endlich etwas zu lernen statt sie ständig zu wiederholen: Gewalt ist keine Lösung.

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