Heute will
ich von meinem Freund Sebastian erzählen.
Also, der
Basti ist einer, der alle Leute verarsch…, ich meine, verschaukeln will.
Zum Beispiel
heute Morgen. Als ich in die Schule fahren will, ist mein Fahrrad weg. Ich
suche es überall, schaue hin und her, denke mir schon, es sei geklaut worden.
Schlimm wäre
das nicht, weil es alt ist, das Rad, und ich sowieso ein neues haben will. Aber
ich hätte in die Schule laufen müssen und wäre wieder zu spät gekommen. So
langsam gehen mir die Ausreden für die erste Stunde aus.
Wenn ich erkläre, Basti habe angerufen, die erste Stunde falle aus, dann glaubt mir keiner,
weil Sebastian längst da ist. Wenn Basti sagt, die Kehrmaschine habe ihn auf dem Weg
zur Schule nass gespritzt und er musste noch mal zurück, um sich daheim
umzuziehen, dann sagen alle Lehrer: „Wie bedauerlich! Armer Sebastian!“, obwohl
wir vor Ort gar keine Kehrmaschine haben.
Nun, gerade
als ich an der Haustür Sturm klingeln will, um meine Mutter zu überreden, mich
vielleicht gefälligst mit dem Auto zur Schule zu fahren …, gucke ich hoch zum Fenster, da sehe ich über
mir auf dem Dach des Eingangs etwas stehen. Klar doch, mein
Fahrrad! Das hat der Basti dort hinauf gehievt, darauf könnte ich wetten. Denn
gleich darauf biegt er grinsend um die Ecke.
In der
Schule, im Klassenzimmer, sitzt er neben mir auf der Bank. Das ist,
kann ich euch sagen, nicht immer die wahre Freude, manchmal sogar ziemlich
peinlich. Wir quatschen viel, besonders er.
Basti redet
mal wieder auf mich ein, aber ausgerechnet ich bekomme von der Frau Riegel,
unserer Englischlehrerin, die Ermahnung, ich solle endlich die Klappe halten
und mein Buch …
Den Rest
verstehe ich nicht, denn der Basti kichert so.
„Was hat sie
gesagt, was soll ich mit meinem Buch machen?“, frage ich ihn.
„Du sollst
mit deinem Buch an die Tafel und den ersten Abschnitt vorlesen“, raunt mir der
Basti zu.
Ich gehe
nach vorn, vor die Klasse und fange zu lesen an. Die Riegel schaut völlig verdutzt
und ruft: „Was soll das? Setz dich wieder auf deine vier Buchstaben!“
Die ganze
Klasse lacht und glaubt, ich hätte sie nicht mehr alle. Weil keine Rede davon
war, dass ich vorgehen und vorlesen sollte. Reingelegt hat mich der Basti.
Ständig brockt er mir was ein.
Bis ich
wieder zurück an meinem Platz bin, hat er meinen Saft ausgetrunken, die Tüte aufgeblasen und auf
meinen Sitz gelegt. Als ich mich auf meinen Hintern setzen will, knallt die Tüte. Ich
fahre hoch, Basti nimmt die platt gedrückte Safttüte und wedelt damit.
Er sagt:
„Mach die Schranktür auf, damit ich sie dort rein werfen kann!“
Da ich sowieso wieder stehe, lange ich hin und mache die Schranktür
auf. Aber der Basti wirft den Abfall nicht rein. Nein, stattdessen kommt die
Riegel, schüttelt wieder den Kopf und fragt mich: „Weshalb machst du während
des Unterrichts die Schranktür auf?“
Die hat
gedacht, ich spinne, denn erklären kann ich das ja nicht.
Zum Schluss
will die Englischlehrerin noch unsere Übersetzungen im Heft sehen. Und der
Basti nimmt das zum Anlass, mir zum x-ten Mal seinen Lieblingswitz zu erzählen. Der geht so:
„Frau
Lehrerin, darf man für etwas bestraft werden, das man nicht getan hat?“ –
Natürlich nicht, mein Kind!“ – „Gut, ich habe nämlich keine Hausaufgaben
gemacht!“
Während die
Riegel so durch die Reihen geht und immer näher kommt, fragt sie: „Soll ich
euch am Ende noch einen englischen Song vorspielen?“
Ihr uralter
Kassettenrekorder kratzt fürchterlich, aber das stört keinen, Hauptsache sie hört nicht Vokabeln ab und die Stunde ist rum.
Der Basti
freut sich, dass ich wieder über seinen Witz gelacht habe und sagt zu mir:
„Soll ich deine Hausaufgaben löschen?“
Er hat schon
den Stift in seiner Hand und beginnt, mit dem Tintenkiller das erste Wort auf meinem Blatt zu entfernen. Da rufe ich laut: „Nein!“
Die Riegel
schaut mich an und schüttelt wieder den Kopf: „Ja weshalb denn nicht? Du magst
wohl keine Musik!“
Und dann, na
ja, mit dem Sebastian geht das immer so weiter. Ich schwöre, in einer Tour! Er
nervt manchmal, aber er ist eben mein bester Freund, der Basti. (jus)
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