Samstag, 10. Mai 2014

Der Kommissar und ich

Krimis im deutschen Fernsehen kommen mir wie in Zeitlupe gedreht vor. Da sitzt der Kommissar in seinem Sessel, denkt und denkt, zieht nach langem Überlegen vielleicht seinen Schuh aus und schleudert ihn durch den Raum. Langsam geht er sich wieder seinen Schuh holen, zieht ihn sich an, überlegt, schaut träumend aus dem Fenster. Ach, ich will nicht mehr, ich schlafe ein.
Verstehen kann ich die Kerle sowieso nicht, denn der Dialekt ist eine Zumutung. Hä, was hat er da genuschelt? Ach so, das ist bayerisch oder pfälzisch oder fränkisch. Als Begleitprogramm wird ein Sprachkurs empfohlen, Mittagsmagazin oder so, allgemeines Rätselraten über einen landsmannschaftlichen Begriff. Da könnte ich es lernen, wenn ich wollte.
Besonders beliebt in letzter Zeit sind dunkle Szenen, alles spielt sich im abgedunkelten Raum ab, was wohl den Vorteil hat, dass die Requisiten nicht so exakt stimmen müssen, aber unheimlich wirklichen sollen. Meine Augen versuchen, gegen die Nacht anzukämpfen, die mir geboten wird. Das schwarze Loch zu durchdringen ist nicht einfach, weil Taktik, um mich im Dunkeln zu lassen. Wer führt mich aus der Dämmerung ans Licht? Macht mal etwas schneller und heller.
Die ewigen Wiederholungen sind fast so schlimm wie die Talkrunden, an denen Leute teilnehmen, die man schon längst für tot gehalten hat. Schön zu sehen, dass es sie noch gibt, die Gestrigen, die von Kanal zu Kanal weitergereicht werden, da Neue zu finden mehr Arbeit macht als Alte auszugraben. Das soll keine Altersdiskriminierung sein, bin nur schon selbst so alt, dass mir das stets Gleiche zum Hals heraushängt.
Bis wirklich Gutes oder Besseres kommt, spät, sehr spät, bin ich im zweiten Schlaf und muss mich ermahnen, damit ich Neues aus der Anstalt sehen kann, die Heute-Show mit Oliver Welke nicht verpasse und danach Sketche. Diese Sachen wären möglicherweise gut, wenn sie früher kämen, aber das will man ja nicht, das könnte die Bevölkerung ja aufrütteln, die eingelullt werden soll. Gegen alles haben wir Gesetze, nur nicht gegen die Zeitverschwender, die sich für philosophierende Ermittler oder ermittelnde Philosophen halten.


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